Was sind die neuesten Durchbrüche bei der Behandlung von Multipler Sklerose (MS)?
Zuletzt aktualisiert am: 01 November 2019
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Die Internationale MS-Föderation erklärt, dass die Krankheit "eine der weltweit häufigsten neurologischen Erkrankungen ist. In vielen Ländern ist sie die Hauptursache für nichttraumatische Behinderungen bei jungen Erwachsenen. Während einige MS-Patienten im Laufe ihres Lebens kaum Behinderungen erfahren, können bis zu 60 % 20 Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit nicht mehr ohne Hilfe gehen". Dies bedeutet, dass die Erforschung von MS eine hohe Priorität hat.
Aktuelle Behandlungen für MS
MS, Multiple Sklerose, ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Es gibt mehrere verschiedene Arten von MS, von denen die schubförmig-remittierende Form zu Behinderungen während der Schübe führt, gefolgt von einer vollständigen oder teilweisen Remission in der remittierenden Phase. Die Schwere der Schübe und der allgemeine Zustand des Patienten verschlechtern sich mit dem Fortschreiten der Krankheit. Bei den derzeitigen Behandlungsmethoden für MS handelt es sich in erster Linie um entzündungshemmende Therapien, die durch Modulation des Immunsystems wirken und dadurch die Krankheitsursachen hemmen. Diese Medikamente haben jedoch nur eine begrenzte Wirkung auf die Verlangsamung des Fortschreitens der Behinderung1.
Was ist Neuroprotektion?
Multiple Sklerose verursacht eine Entzündung des Gewebes, die Chemikalien freisetzt, welche die Nervenfasern zerstören und so die mit der Krankheit verbundenen Behinderungen verursachen. Die Neuroprotektion wird als eine Möglichkeit vorgeschlagen, diese Nervenzellen vor Schäden zu bewahren und so das zentrale Nervensystem zu schützen und die Symptome und Behinderungen zu stoppen oder zu verringern2.
Das Handbook of Neuroprotection - K.K. Jain, 2011 - von Springer listet etwa 80 Kategorien auf und enthält Beispiele von über 400 bekannten neuroprotektiven Wirkstoffen. Darunter befinden sich ganz gewöhnliche Substanzen von Vitaminen bis zu Opioiden, deren neuroprotektive Wirkungen in Experimenten und klinischen Studien ermittelt wurden. Um jedoch die richtige Behandlung oder Kombination von Substanzen zu entwickeln, müssen die Forscher zunächst die einzigartigen Merkmale von MS und die Auswirkungen auf die Patienten erfassen.
Ende letzten Jahres wurden die ersten wichtigen Schritte zum Verständnis der einzigartigen neurodegenerativen Auswirkungen der Krankheit unternommen. In neuen Forschungsarbeiten der UCLA (University of California ), die letzte Woche veröffentlicht wurden, gelang einem Forscherteam ein bedeutender Durchbruch bei der Identifizierung spezifischer Genexpressionen, die erklären könnten, warum die neuronalen Schäden bei MS nicht repariert werden. Eine veränderte Cholesterinsynthese-Genexpression in Astrozyten im Rückenmark und im Sehnerv wurde als potenzieller Angriffspunkt für Geh- bzw. Sehbehinderungen identifiziert'3.
Im Mittelpunkt der Forschung stand die Theorie, dass, da sich Art und Schweregrad der Behinderungen erheblich unterscheiden können, auch die molekularen Mechanismen, die zu den einzelnen Behinderungen führen, unterschiedlich sein könnten. Tatsächlich sind die Symptome von MS multifokal2, d. h. sie betreffen verschiedene Teile des Nervensystems auf unterschiedliche Weise. Zu diesem Zweck untersuchte die Forschergruppe Astrozyten, eine Gehirnzelle, die bei MS-Patienten aktiviert ist und eine wichtige Rolle bei der Krankheit spielt. Ihre Ergebnisse bei Mäusen mit MS untermauerten ihre Hypothese, dass die gezielte Beeinflussung spezifischer Genexpressionen im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) eine neuroprotektive Wirkung haben und zu einer Rückbildung der Behinderung führen kann.
Anhand von Mäusen suchte das Team nach Astrozyten in verschiedenen Teilen des Gehirns und des Rückenmarks, die mit dem Gehen, dem Sehen und der Kognition zusammenhängen. Dann verglichen sie die Genveränderungen in den Regionen, die mit verschiedenen Behinderungen einhergehen. Insbesondere im Rückenmark, das für das Gehen wichtig ist, stellten sie bei den Mäusen mit MS eine geringere Cholesterinsynthese fest. Cholesterin wird in Astrozyten gebildet und trägt zur Bildung von Myelin bei.
"Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass die Entzündung zwar den Verlust des Myelins verursacht, dass aber der Rückgang der Cholesterinsynthese-Genexpression in den Astrozyten erklärt, warum der Myelinverlust und die Nervenschäden bei MS nicht repariert werden. Als die Wissenschaftler die Mäuse mit einem Medikament behandelten, das die Expression der Cholesterinsynthesegene erhöhte, verbesserte sich die Gehfähigkeit der Mäuse erheblich."3
Welche Auswirkungen hat dieses Ergebnis?
Auch wenn eine Behandlung für den Menschen noch einige Jahre auf sich warten lässt, zeigen diese Ergebnisse, dass Behandlungen, die auf bestimmte Behinderungen abzielen, die verursachten Schäden tatsächlich reparieren können. Neuroprotektionstherapien, die auf Gene abzielen, haben nicht nur das Potenzial, das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen, sondern könnten - auf der Grundlage dieser Forschungsergebnisse - den Menschen auch dabei helfen, verloren gegangene Funktionen wie Sehkraft, Gehfähigkeit oder kognitive Fähigkeiten wiederzuerlangen.
Wir freuen uns auf weitere Untersuchungen zu diesem faszinierenden Ergebnis!
everyone.org wird Sie über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Neuroprotektion oder über neue Medikamente, die verfügbar werden, auf dem Laufenden halten.
Referenzen:
K.K. Jain, The Handbook of Neuroprotection, © Springer Science+Business Media, LLC 2011
- Neuroprotektion bei der Behandlung von Multipler Sklerose,
Nervenartz, August 2011 - Neuroprotektion,
Multiple Sclerosis Trust, April 2015 - Zell- und regionsspezifische Transkriptomik im Multiple-Sklerose-Modell: Focus on astrocytes,
PNAS, Januar 2018